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Redeanalysen

Bill Clinton rocks – Das Redekonzept hinter der Rede

2001 arbeitete ich im SCIS in Atlanta und hatte dort das Vergnügen mit vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten, unter anderem auch mit dem Büro von Jimmy Carter. Das Gespräch kam dann natürlich immer wieder auf die Reden von Präsidenten und deren Einfluss auf Menschen.

Heute morgen sind Zeitungen voll mit Berichten über Bill Clinton und seine Rede zur Nominierung von Barack Obama. Bill Clinton erlebte ich ein einziges Mal live in Washington D.C.. 1997 lebte und arbeitete ich in Bethesda, am Rande Washingtsons und war immer wieder angezogen von politischen Auftrtitten. So auch von Bill Clinton.

DIE Rede seiner Karriere

… so titeln zumindest einige Zeitungen. Das machte mich neurgierig und so schaue ich mir heute gemeinsam mit Ihnen, meinen Lesern die Rede von Bill Clinton zur Nominierung von Barack Obama an.

Der gealterte Bill Clinton legt sich ins Zeug, für sein Land, seine Partei, seine Frau und seinen Präsidenten. In den USA muss der Präsident immer von einer einzelnen Person nominiert werden. Meist von einer prominenten Persönlichkeit, für Barack Obama springt Bill Clinton in die Bresche.

Persönlich, humorvoll, ironisch – anheizend

Wir erleben im Moment Redner, die mit Ihrem Herzen sprechen und Ihre Rede strategisch geplant haben. Die Reden von Hillary Clinton, Michelle Obama und nun Bill Clinton sind wohl geformte, strategisch ausgerichtete Reden  für ein ganz spezifisches Publikum. Die Mittelschicht.

Familien, arbeitende Mamas, sorgende Väter, einspringende Omas und vollherzige Opa. Die Familie und der Gedanke, dass ein Dorf ein Kind erzieht spiegeln sich in den Reden immer und immer wieder.

Das Dorf Amerika

Sowohl Bill Clinton als auch die anderen Rednerinnen und Redner konzentrieren sich immer wieder darauf, dass die Gemeinschaft zusammenhalten muss, gemeinsame Sachen machen. So der Grundtonus aller drei Reden.

Der „Captain in Chief“, der Präsident der  Vereinigten Staaten von Amerika, dass kann nur einer sein – Barack Obama. Barack Obama als Dorfvorsteher wird es schon richten.

Der große Unterscheid zu anderen Reden ist hier, dass sich ein Team vorstellt, ein Team, welches sich dem großem Häuptling unterordnert und gemeinsam in den Krieg zieht um den Krieg zu beenden.

Ob das Fußvolk mitzieht?

Das ist natürlich die große Frage! Versteht das Publikum, dass sie gemeint sind. Die Familien des Mittelstandes; gleich welcher Hautfarbe, Ursprungs oder des Geldbeutels? Nun jedenfalls die Reden sind ganz stark auf die Familie, die hart arbeitenden Menschen Amerikas ausgerichgtet. Jede Gestik, die Mimik, der emotionale Einsatz der Körpersprache, die Wortwahl und  die Beispiele als auch die Auswahl der Redner – alles ist auf diese eine Zuhörergruppe ausgerichtet. Eine heterogenere Gruppe von Zuhörern gibt es wohl kaum. Jedoch ist jeder Wähler ein Mensch, eine Ehefrau,  Mutter, Tochter, Freunding, Großmutter und  natürlich auch ein Ehemann, Vater, Sohn, Großvater – ein Familienmitglied. Dabei spielen die Hautfarbe, der soziale Stand, das Wissen und der Schulabschluss oder auch das Einkommen keine Rolle.

Die Zielgruppe klar definieren – das größte Potential einer Rede

Mit den Reden der letzten Tage sehen wir, wie wichtig die Definition der Zielgruppe ist.

Wenn wir eines von dieser Rede Clintons, aber auch der anderen Rednerinnen und Redner lernen können, dann dass die Zielgruppe für diese Reden neu definiert wurden. Definiert bei Eigenschaften, die losgelöst von Geldwerten sind, denn diese befinden sich im Moment im freien Fall in den USA. Wirtschaftliche Versprechen locken keinen müden Hund hinter dem Ofen vor.

Jedoch das Versprechen auf Gemeinschaft, Wärme, Liebe und ja Familie ist Thema all dieser Reden. Damit unterscheiden sich diese Reden von denen der Republikaner.

Fazit: Die Definition der Zielgruppe ist das wichtigste Element

Wir erleben hier eine neue Art von Reden, Reden, die miteinamder verbinden ohne eine gemeinsame Rede dazustellen. Verbunden druch die Definition Zielgruppe, des Duktus, der Beispiele und Beweisführung. Verbunden auch durch ein gemeinsames Ziel.

Das Ziel ist es, die Wähler an die Wahlurne zu bringen. Die Handlungsaufforderung wird hier jedesmal und immer wieder und klar und deutlich formuliert. Geht Wählen, wählt Barack Obama.

Diese beiden Aspekte, Zielgruppendefinition und klar ausgesprochene Handlungsaufforderung lassen diese Rede und die Rede von Bill Clinton so anders, so neu und so beeinflussend erscheinen.

Wie geht es Ihnen als deutscher Leser? Verfolgen Sie den USA Wahlkampf, lassen Sie sich beeinflussen?

Hinaus in die Welt damit. Danke!

Von Judith Torma

Judith Torma ist Magistra der Rhetorik und arbeitet seit 2003 als Dozentin und Trainerin. Rhetorik kommt von Herzen und geht zu Herzen ist dabei Ihre Credo. Erleben Sie die Rednermacherin live in einem Ihrer live Webinare, denn Reden lernen wir durchs Reden.

  • Ich schaue mir alles aus „sicherer“ Entfernung aber mit großem Interesse an und tendiere persönlich sehr zu Obama weil ich Romney nach diversen Äußerungen von ihm für einen – gelinde gesagt – Idioten halte. Ein Beispiel hierfür: „I like being able to fire people who provide services to me.“ – sehr sympatisch wie ich finde.

    LG Peter

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