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#Rhetoriktipp 93 – Auf diese 7 Rhetoriktipps besser verzichten

Mit Ratschlägen ist es wie mit allem im Leben, wir sollte uns genau überlegen, was wir davon haben. So auch in der Rhetorik. Nicht alle gut gemeinten Ratschläge, tun uns auch gut. Heute stelle ich Ihnen 7 Rhetoriktipps vor, über die Sie sich lieber zweimal Gedanken machen.

Aus diesem Grund verrate ich Ihnen nicht nur, was nicht geht, sondern biete Ihnen auch immer eine Alternative.

7 Rhetoriktipps, auf die Sie  besser verzichten.

 

  1. Stellen Sie sich Ihre Zuhörer in Unterhose vor

Diesen Rat habe ich selbst das erste Mal gehört, als ich mich auf meine Abiprüfung vorbereitet und war damals schon mehr mal als skeptisch. Mein Info-Lehrer in Unterhose oder nackig –nein danke.

Auch bei meinen Kunden oder anderen Zuhörern kann ich mir das nicht einmal vorstellen. Nicht nur, dass meine Gedanken zu sehr wandern würden, es entspricht nicht meinem Ehrgefühl. Hinzukommt, dass sich meine Nackenhaare kräuseln, wenn ich mir vorstelle, ein Redner, dessen Publikum ich bin, stellt sich vor wie ich und andere in Unterwäsche aussehen.

distractedaudiance

Alternative: Lernen Sie Ihrer Zuhörer vorher kennen. Wen wir kennen, der stellt meist keine Bedrohung mehr für uns da. Finden Sie alternativ eine Augenweide, bei der Sie Ihre Batterien während der Rede wieder aufladen und sich ein Lächeln oder Kopfnicken abholen.

  1. Vertrauen Sie sich Ihrem Publikum an und geben Sie Ihre Nervosität zu

Bei diesem alten Ratschlag frage ich mich warum, soll ich etwas zu geben, was vielleicht gar nicht sichtbar ist? Wie nervös wir sind, erkennen die anderen meist gar nicht. Erst wenn es zum Blackout kommt und sie merklich und für alle sichtbar stocken bleiben, gibt es Möglichkeiten sich aus dem Publikum Hilfe zu holen. Nervosität ist auch kein Gerant für Wohlwollen. Die Zuhörer sind Ihnen eher geneigt, wenn sie merken, dass Sie gut vorbereitet sind und sich auf die Zuhörer einlassen.

engagedaudiance

Alternative: Nutzen Sie Ihr Wissen über die Zuhörer lieber aus, um einen spannenden, informativen und überzeugenden Vortrag vorzubereiten; vor allem den Redeanfang. Machen Sie sich einen Plan, wie der Vortrag ablaufen soll und halten Sie sich möglichst daran. Ein guter Plan und eine ordentliche Genaralprobe senken das Lampenfieber nachhaltiger und wirkt souveräner als Ihre Nervosität den Zuhörern auf die Nase zu binden.

  1. Grüßen Sie Ihre Zuhörer nichtsehrgeehrteDamenUndHerren

Woher diese Empfehlung kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Eine ordentliche Begrüßung des Publikums gehört dazu. Weglassen ist meist ein Verstoß gegen die guten Sitten und vor allem der Tradition.

Alternativ: Wer sagt uns aber, dass eine Begrüßung immer am Anfang unserer Rede stehen muss oder aber dass die Begrüßung verbal geäußert wird. Ihr Auftritt zu Beginn des Vortrages zählt bereits zur Begrüßung. Ein ordentlicher Stand, Ruhe und Pausen, der Blick in die Menge und dann Ihre wichtigste Aufgabe – die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer erlangen. Die Frage ist, ob wir dass alles mit einem „Guten Tag, meine sehr veehrten Damen und Herren und erreichen.

  1. Beginnen Sie Ihre Rede mit einem Witz

stellenSiesichVorDas ist mir noch nie gelungen , weil es mir einfach nicht liegt. Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass das jeder macht – dann ist es auch wieder wie ein alter Hut, den setzt sich keiner gern auf. Welche ein grausamer Gedanke, dass jeder Vortrag mit einem Altherren –Witz beginnt.

Alternativ: Der Grundgedanke hier ist jedoch extrem wichtig. Der Anfang meines Vortrages muss einfach etwas ganz Besonderes sein und so die Aufmerksamkeit meiner Zuhörer gewinnen. Die rhetorische Technik, die ich Ihnen hier ans Herz lege, ist der Ohrenöffner. Gestalten Sie Ihre ersten Sätze mit einem passenden Ohrenöffner – was genau das ist – erfahren Sie hier.

  1. Bei jedem Satz schauen Sie einer anderen Person ins Gesicht

Augenkontakt ist natürlich ein ganz wichtiger, wenn nicht so gar der wichtigste Aspekt, wenn es darum geht mit den Zuhörern in Verbindung zu treten. Aber bei jedem Satz eine andere Person anschauen. Da bin ich ja fast wie am Fließband am abarbeiten. Was mache ich denn bei Sätzen, die zwei oder drei Gedanken äußern. Oder drei oder vier Sätze, mit denen ich nicht nur einen Gedanken, sondern eine ganz Idee beschreibe, bleibe ich so lange immer bei einer Person hängen?

Alternativ: Erfreuen Sie sich am Augenkontakt – machen Sie es jedoch nicht zur Pflicht. Suchen Sie sich die Zuhörer heraus, die Sie mit offenen Augen anschauen und quittieren Sie diese Aufmerksamkeit. Schenken Sie so viele Augenkontakt aus, wie Ihnen möglich ist, verpflichten Sie sich jedoch nicht an irgend welche starren Regeln. Augenkontakt ist ein natürlicher Prozess, der durch Interaktion mit Ihrem Publikum entsteht. Falls dieser Prozess am Anfang etwas stockt, dann nutzen Sie für den ersten Augenkontakt doch Ihre Augenweide, Ehrengäste, Veranstalter und die Chefs. Hier erhalten Sie am ehesten eine wohlwollende Rückmeldung.

  1. Prägen Sie sich Ihre Rede vollständig ein

Flipchart-lachenFrei gehaltene Reden sind in der Tat ein Wunschziel, dass ich jedem Redenen vor Augen stelle. Aber heißt das gleichsam, dass wir unsere Vorträge und Reden auswendig lernen sollen? Eher nein, denn eine auswendig gelernte Rede ist wie ein gemaltes Feuer – es bleibt kalt.

Alternativ: Nutzen Sie Elefanten Spickzettel – Poster, Flipcharts, Übersichten, eventuell sogar Powerpoint – für alle sichtbar und doch nicht offensichtlich, dass das Ihre Spickzettel sind. Ansonsten emfpfehle ich Ihnen ganz klassisch – Moderationskarten! Notieren Sie sich dort die wichtigsten Stichpunkte, knifflige Zahlen oder passende Zitate. Legen Sie die Moderationskarten in Ihre ruhende Hand und Ihrem Publikum wird kaum auffallen, dass Sie kleine Helferlein haben.

  1. Für Powerpoint – gibt es Regeln

daten-projektorÜberschriften mindestens 44, Textgröße mind. 18, Arial, nicht mehr als 6 Gedankenstriche und wenige Animationen. So lautet in vielen Fällen die Richtlinien oder Regeln für Powerpoint. Was aber bringt mir das alles, wenn ich Powerpoint dazu nutze, um Text an die Wand zu werfen? Richtig gute Vorleser sind die meisten Redner auch nicht. Powerpoint kann mehr – es lohnt sich die Regeln außer Acht zu lassen und Kopfkino mit Powerpoint zu veranstalten.

Alternativ: Powerpoint, Freelancer und Daten-Projektoren ermöglichen es uns Bilder, Videos, unsere Ideen kreativ, abwechslungsreich und bunt dazubringen. Kommen Sie weg davon, mit Powerpoint bunte Texte an die Wand zu werfen. Nutzen Sie diese Technik eher, um Ihren Ideen Füße zu geben – lassen Sie das Kopfkino Ihrer Zuhörer mitspielen. Nutzen Sie Powerpoint und Projektoren dafür einen Rahmen oder einen Hintergrund für Ihre Rede zu liefern und mit Worten Ihre Zuhörer zu fesseln. Einen Text kann jeder selbst lesen, egal ob auf Papier oder an der Wand.

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Hinaus in die Welt damit. Danke!

Von Judith Torma

Judith Torma ist Magistra der Rhetorik und arbeitet seit 2003 als Dozentin und Trainerin. Rhetorik kommt von Herzen und geht zu Herzen ist dabei Ihre Credo. Erleben Sie die Rednermacherin live in einem Ihrer live Webinare, denn Reden lernen wir durchs Reden.

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