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Rhetoriktipp

#Rhetoriktipp 83 – Nehmen Sie Raum ein – als liebender Platzhirsch

Kennen Sie das? Sie werden dicht und schnell überholt.

Am Dienstagabend fuhr ich nach einem langen spannenden Seminartag heim und ärgerte mich riesig über einen, der keinen Raum einnahm. Ein kleines Moped – eine DDR Schwalbe – fuhr in der ersten Abenddämmerung ganz klein, nicht ganz schnell und nicht ganz so gut beleuchtet am Straßenrand auf einer Bundesstraße im Land Brandenburg. Ich vermute, dass keine Briefmarke zwischen Fußabtritt und Straßenkante gepasst hätte.

So tuckerte das Moped mit seinen 65 km ganz klein und brav auf der B 102 vor sich. Da kam ein großer, schneller grauer Sternefreund hinter mir angesaust und setze zum Überholen an. Was dann geschah, erzähle ich mit Herzrasen – denn der Sternefreund brachte das kleine, liebe, nette am Rand fahrende Moped in arge Bedrängnis – es strauchelt. Der Sternefreund hat meinen Ringmeister dicht, schnell und mit wenig Abstand überholt und war dann völlig überrascht, dass es noch einen Verkehrsteilnehmer gab – unser kleines, nettes, liebes Moped strauchelte, kam kurz über den weißen Randsteinstreifen und wackelte sich wieder in die Aufrechte. Das war knapp. Der Sternefreund raste weiter, das kleine, liebe, nette Moped erholte sich und setze im weiten Bogen zum Überholen an – denn mit knapp unter 65 km/h roste ich ein.

Raum einnehmen ist eines der wichtigsten Elemente in der Rhetorik.

Dicht gedrängt an den Rand, klein, zierlich, bedacht, leise und unauffällig – das sind die besten Voraussetzungen, um Ihre Glaubwürdigkeit und damit Ihre Überzeugungskraft zu ruinieren.

Ist der Platzhirsch die richtige Lösung?

Meist nicht. Zu übermächtig, zu große, zu laut, zu viel auf einmal. Beide Varianten führen häufig nicht zum gewünschten Ergebnis – die Aufmerksamkeit Ihrer Umgebung auf sich zu ziehen und volle Beachtung zu erhalten.

Zwischen Mauerblümchen und Platzhirsch einpendeln

Finden Sie Ihren Platz und Ihre Haltung zwischen dem kleinen grauen Mauerblümchen und dem alles überragenden und nervigen Platzhirschen.

Nehmen Sie Raum ein. Denken Sie an die kulturell bestimmten Körperdistanzen in Mitteleuropa. Eine Armlänge – ca. 60 cm um Sie herum – ist Ihre Intimzone. Diese steht Ihnen als Rednerin oder Redner zu, sowie Ihren Zuhörern. Um jedoch „Raum einzunehmen“ müssen Sie Präsenz zeigen. Füllen Sie darum eine Fläche von 120 bis 180 cm um sich herum mit Leben. Geben Sie dem Raum Fülle.

Es folgen meine Tipps zum Raum einnehmen

  • Stehen Sie in der Mitte Ihrer „Bühne“ – positionieren Sie sich für alle gutsichtbar in dem Raum, der Ihnen als Rednerfläche dient.
  • Lassen Sie eine Armeslänge Abstand zu Flipcharts, Tafeln, Tischen und anderen Gerätschaften.
  • Setzen Sie Ihre Arme ein – ab damit ins rhetorische Fenster und dann freien Lauf – Gestik fügt sich sehr schnell der emotionalen Lage und dem Thema an.
  • Nehmen Sie Raum ein – bewegen Sie sich nach rechts und links – selten nach vorn oder hinten.
  • Lassen Sie Ihre Stimme wandern – mal laut, mal leise, mal schnell und bei wichtigen deutlich und langsam.
  • Markieren Sie Ihr Revier – gestalten Sie den Raum so, wie er Ihnen zuträgt. Dabei sind genügend Platz, frische Luft und ausreichend Licht besonders wichtig.

Verwandeln Sie sich in einen Platzhirschen, der sein Revier kennt, es liebt und pflegt, so halten Sie Sternefreunde auf Abstand und bleiben beständig in der Spur – egal ob Moped oder Harley.

Testen Sie Ihr Raumgefühl und lernen Sie wirkungsvoll zu sprechen. Regelmäßig reserviere ich Termine für Einzelberatungen. Gönnen Sie sich selbst einen Strategietag.

Hier finden Sie alle weiteren Informationen: KLiCK

 

p.s. Diese Tipps gelten auch für Motorradliebhaber – bleiben Sie in der Mitte der Spur – dann werden Sie auch wahrgenommen – sagte schon mein Fahrlehrer vor über 17 Jahren. Ich liebe es in der Mitte der Spur zu fahren – es lebe das Motorrad und die Rede.

Lassen Sie sich meine Rhetoriktipps vor allen anderen per E-Mail zu schicken.

 


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Hinaus in die Welt damit. Danke!

Von Judith Torma

Judith Torma ist Magistra der Rhetorik und arbeitet seit 2003 als Dozentin und Trainerin. Rhetorik kommt von Herzen und geht zu Herzen ist dabei Ihre Credo. Erleben Sie die Rednermacherin live in einem Ihrer live Webinare, denn Reden lernen wir durchs Reden.

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