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Rhetoriktipp

#Rhetoriktipp 13 – abgelesene Rede ist wie ein gemaltes Feuer

Eine abgelesene Rede ist wie ein gemaltes Feuer – es wärmt nicht.

Frei sprechen wärmt, begeistert und bewegt die Herzen Ihrer Zuhörer. Ablesen ist out!

Von Aristoteles ist überliefert, dass er uns Rednern empfiehlt die Emotionen selbst zu empfinden, die wir in unseren Zuhörern auslösen wollen.

Wenn wir Emotionen und damit verbunden Handlung bei unseren Zuhörern auslösen wollen, dann braucht es mehr als nur ein schönes Gemälde.

Oder eine abgelesene Rede.

Ein krasses Beispiel ist die Neujahrsansprache von Angela Merkel. Ja ich schau und höre jedes Jahr hin – egal wer Kanzler ist, für mich ist das eine Ehrensache.

Aber gerade seit Dr. Angela Merkel diese wichtige Rede einmal im Jahr hält, erreicht sie mich emotional nicht.

Das liegt vor allem daran, dass diese Rede auswendig gelernt, bzw. abgelesen ist.

Ja das ist auch richtig so, ABER es geht auch anders. Bei so wichtigen Reden wird oft abgelesen vom Telepromter oder anderen Hilfsmitteln. Doch gerade deshalb erwärmt sie als Rednerin nicht mein Herz. Sie erreicht mich emotional nicht. Diese perfekte, zig mal geprobte Rede vor Millionen von Menschen berührt oft nicht.

Das liegt zum einen an den Themen, der Wortwahl, vor allem jedoch an der Perfektion.

In dieser Rede ist sie keine „Mutter der Nation“.

Anders kommen dabei die Reden unseres Bundespräsidenten in den letzten Jahren bei mir an. Auch er hält wichtige Reden zu Weihnachten oder anderen wichtigen Ereignissen. Seine Reden sind aber nicht immer perfekt, wenn auch bestimmt oft geprobt.

Als ehemaliger Pfarrer blickt Herr Gauck natürlich auf viele Jahre Redeerfahrung von der Kanzel zurück.

Seine Reden unterscheiden sich jedoch in einem ganz wichtigem Punkt von den Reden Angela Merkels – sie sind gesprochene Reden und keine geschriebenen Reden.

Die Reden Gaucks erwärmen Herzen, weil Sie für die Rede und nicht die Schreibe entstehen. Damit werden die Reden automatische lebendiger, wärmer und näher an den Menschen.

Hinzukommt, dass er die Technik des Sprech-Lesens super beherrscht.  Halb gesprochen, halb gelesen – das macht es für uns Zuhörer angenehmer, leichter. Hier spricht ein Mensch und schreibt kein Ghostwriter.

Lesen Sie Ihre Reden nicht vollständig ab, auch wenn es super wichtige Reden sind – nutzen Sie stattdessen die Technik des Sprech-Lesens. Da sind kleine persönliche Noten erlaubt und machen Sie zum Menschen in der Rede. So wärmen Sie wie ein gutes Feuer im Herd Ihre Zuhörer.


ExtraTipp: Wenn Sie eine Rede erstellen, sprechen Sie die Rede und nehmen Sie sie mit dem PC oder Smartphone auf. Kornversionsprogramme machen aus Audio dann Text. Das ist authentischer und persönlicher.

Hinaus in die Welt damit. Danke!

Von Judith Torma

Judith Torma ist Magistra der Rhetorik und arbeitet seit 2003 als Dozentin und Trainerin. Rhetorik kommt von Herzen und geht zu Herzen ist dabei Ihre Credo. Erleben Sie die Rednermacherin live in einem Ihrer live Webinare, denn Reden lernen wir durchs Reden.

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